Jagd ohne brauchbaren Hund ist Schund

Von Joachim Orbach

Ausbildung und Lehrgänge im Jagdgebrauchshundwesen

Vor über 100 Jahren legte „Oberländer“ ( Karl Rehfuß 1855 – 1926 ) durch sein Erstlingswerk 1904 „Die Dressur und Führung des Gebrauchshundes“ und Hegendorf ( Ludwig von M`erey von Kopos Mere 1871 – 1938 ) folgte durch sein Erstlingswerk 1910 „Der Gebrauchshund, seine Erziehung und Dressur“ die Messlatte mit den damals strengen Regeln der „Dressur“ fest. Hierbei ging es aber vorrangig um die Ausbildung unserer Vorstehhunde als Vollgebrauchshunde. In der heutigen Zeit haben sich angepasst an die verschiedenen Jagdhunderassen und deren rassespezifischen Aufgaben wie der Vorstehhunde, der Stöberhunde, der Jagenden Hunde ( wie den Bracken ), der Schweißhunde, Apportierhunde und Erdhunde im Jagdbetrieb und aufgrund neuer jagdkynologischer Erkenntnisse verschiedene Ansichten und Meinungen, insbesondere auch durch die

erwiesenen Erkenntnissen aus der Verhaltensforschung durchgesetzt. „Viele Wege führen nach Rom“ und so sind im Laufe der Zeit viele Ausbildungs –Abrichtewege entstanden, wobei jeder von ihnen nur dann zu respektieren ist, wenn er zum alleinigen Ziel „Zur Jagd den brauchbaren Jagdgebrauchshund“ ( gleich welcher Rasse ) führt. Wichtige erwiesene Erkenntnisse hierzu hat uns auch die Verhaltensforschung geliefert wenn es um die Nutzung der Entwicklungsphasen unserer Jagdhunde geht. „Gleichgültig wie gut die ererbten Eigenschaften eines Hundes sein mögen, sie werden nie so gut werden können, wenn seine Anlagen bis zu einem Alter von 16 Wochen nicht entwickelt und gefördert werden“. ( Pfaffenberger ) Hier möchte ich einmal besonders die jagdkynologischen Seminare des JGHV die vor über 50 Jahren von Springe ausgingen hervorheben. Entsprechend wurden daher bei vielen Vereinen Welpen – und Früherziehungskurse eingeführt. Leider werden in der heutigen Zeit aber auch Wege von oftmals selbsternannten sogenannten „Hundeflüsterer“ beschrieben oder angeboten, die letztendlich nicht zu dem Ziel „den brauchbaren Jagdgebrauchshund“ führen. Was für die Erziehung von Begleit – und Familienhunde geeignet ist, muss noch längst nicht für Jagdgebrauchshunde oder andere Gebrauchshunde geeignet sein.

Was so zum Beispiel unsere Vorstehhunde als Vollgebrauchshunde zu leisten haben legte „Hegewald“ ( Sigismund Freiherr von Zedlitz und Neukirch, 1838 – 1903 ) bereits im Jahre 1881 fest in dem er u.a. schrieb: „ Der Gebrauchshund soll, wie sein Name schon andeutet, Eigenschaften des Blutes besitzen, die ihm für möglichst vielseitigen Gebrauch geeignet erscheinen lassen. Er soll, wenn auch nicht mit der eleganten Vollkommenheit und Meisterschaft reiner, unverdorbener Vorstehhunde, so doch zu Zufriedenheit, emsig und aufmerksam, weit oder kurz, wie es der Jäger haben will, suchen und bei der Suchjagd fest vorstehen.

Er muss ein zuverlässiger Lückenbüßer auf der Suchjagd da sein, wo Feldparzellen und trockene oder nasse Wiesen in die Waldungen eingesprengt sind. Er soll als unverwüstlicher Wasser „Spaniel“ ( Wasser „Stöberer“ ) Dienste auf der Entenjagd verrichten. Er muss als Land „Spaniel“ ( Stöbern in Dickichten und Schonungen ) arbeiten, darf aber seinen vorzüglichen Appell nicht einen Augenblick verlieren; wohl verstanden, er soll sich von jeder Fährte und Spur, namentlich der Rehfährte, sofort abrufen oder abpfeifen lassen.

Er muss nicht nur vorzüglich sicher und ohne zu knautschen edles Federwild und Hase apportieren, sondern er soll alles Niederwild, speziell aber auch Raubwild ohne das geringste Bedenken mit Lust und Bravour dem Jäger schnell bringen. Er muss außer gewöhnlichem Apportieren, was viele Hunde leicht lernen, auch im Wege fachgerechter Dressur ( Abrichtung ), erleichtert durch natürliche Anlagen unbedingt zuverlässig „ Verloren – Apportieren“. Ich mache einen gewaltigen Unterschied zwischen Apportieren und Verloren – Apportieren und betrachte letztere Kunst als die eigentliche Haupttugend, welche beim Gebrauchshund für die Jagd nie sorgsam genug ausgebildet werden kann. Der Fall, wie er heute fast immer an der Tagesordnung, dass ein kranker Hase oder Fuchs auf Nimmerwiedersehn in der Dickung verschwindet, muss in Zukunft dann zur Unmöglichkeit werden.

Er soll als Lückenbüßer in allen Revieren den Schweißhund vertreten, deren Wildstand nicht danach angetan ist, einen eigenen Schweißhund zu halten.“

Seit Hegewald haben sich sicherlich viele Dinge geändert, aber für unsere Vorstehhunde als Vollgebrauchshund sind entsprechend der Verbands-Gebrauchsprüfungsordnung ( VGPO ) des JGHV hohe Anforderungen geblieben, die sich dann auch in der Ausbildung widerspiegeln. Um diese Hunde entsprechend auszubilden müssen auch die entsprechenden Vorrausetzungen gegeben sein. So führte bereits im Jahre 1936 Franz Strasmann als Pionier den ersten offiziellen Abrichte – und Führerlehrgang im Jagdgebrauchshundwesen ein. Nach seinem Bestreben sollte jeder Jäger lernen seinen Hund selbst auszubilden, und daran hat sich auch bis in die heutige Zeit nichts geändert, wenn wir von Lehrgängen sprechen. Der Lehrgangsleiter lehrt den Hundeführer wie er seinen Hund ausbilden soll, er bildet aber nicht den Hund für seinen Hundeführer aus - die vorgegebenen Hausaufgaben muss der Hundeführer schon selbst machen. Hierbei kann allerdings auch gute Fachliteratur unterstützend hilfreich sein. Daher hat sich der Jagdgebauchshundverband ( JGHV ) dafür entschieden für Fachbücher ein Gütesiegel zu vergeben – was bisher nur die beiden Bücher der „ Gebrauchshund“ und „ Der Gebrauchshund-Jährling“ von Carl und Uwe Tabel haben. In diesem Zusammenhang möchte ich den JGHV als Dachverband für das Jagdgebrauchshundwesen zitieren: „ Unter der großen Vielfalt jagdkynologischer Literatur findet man inzwischen leider zunehmend Werke, die dem Anspruch an eine verhaltensbiologisch sinnvolle, zielorientierten und im Jagdbetrieb erfolgreiche Ausbildung nicht gerecht werden, ja durch die propagierte Ausbildungsmetodik teilweise nicht einmal im Ansatz dazu geeignet sind, der Jagd leistungsstarke und zuverlässig arbeitende Hunde zur Verfügung stellen“.

Bald beginnen wieder die Welpen und Früherziehungskurse sowie die Ausbildungslehrgänge der Jagdgebrauchshundevereine, der Jagdhunde Zuchtvereine und Kreisjägerschaften. Die Teilnahme daran kann man jedem Hundeführer und jeder Hundeführerin nur empfehlen, denn selbst erfahrene Hundeführer nehmen hieran auch oftmals teil.

Jagd mit nicht entsprechend ausgebildeten und geprüften Jagdhunden ist Schund und entspricht auch nicht der waidgerechten Jagdausübung sowie den gesetzlichen Vorgaben, denn der Gesetzgeber schreibt bei der Jagd geprüfte Jagdhunde vor.