Sammeln der Jäger - auf der Suche nach der jagdlichen Moral
Auf Initiative von Wildmeister Dieter Bertram trafen sich im April 2022 über 80 Jäger und Naturschützer, darunter Vertreter von zehn Jagd- und Naturschutzorganisationen (Bund Deutscher Berufsjäger, Deutsche Gesellschaft José Ortega y Gasset, Deutscher Tierschutzbund LVB Bayern, Forum lebendige Jagdkultur, Gesellschaft zur Erhaltung der Raufußhühner (GERA), Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen, Landesjagd-verband Rheinland-Pfalz,Stifterverband für Jagdwissenschaften,Verein Hirschgerechter Jäger, Wildhüter – St. Hubertus) aus dem deutschsprachigen Raum im Kloster Steinfeld in der Eifel.
In einer Reihe von Vorträgen von Einzelpersonen und Vertretern von Organisationen, die sich den Themen Jagd und Naturschutz widmen, wurden eine Reihe von Problemfeldern und Aufgaben skizziert, mit denen die heutige Jagd im deutschsprachigen Raum konfrontiert ist.
- Jungjägerausbildung
- Jägerfortbildung
- Pflege der Jagdkultur
- Schätzung des Wildes, nicht als Jagderlebnis
- Nachsuchewesen
- Jagdhundeausbildung
- Öffentlichkeitsarbeit
- Reviergestaltung
- Gesetzgebung ohne Mitsprache der Jägerschaft
Dabei wurde deutlich, dass eine verstärkte Vernetzung der verschiedenen Vereine und Organisationen untereinander wünschenswert ist und auch angestrebt wird.
Daraus bildete sich als loser Verbund der „Steinfelder Kreis“, dessen angeschlossene Vereine sich jährlich über ihre Projekte austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Die Vertreter des Steinfelder Kreis versteht sich als Anwälte des Wildes.
Der Steinfelder Kreis ist ein loser Verbund und kein Verein, hat daher folglich keine Satzung aber einige Leitsätze aufgestellt.
Die Eigenständigkeit der angeschlossenen Vereine (Mitgliedsvereine) bleibt unberührt. Der Steinfelder Kreis erhebt keine Mitgliedsbeiträge.
Jährlich wird eine Tagung mit entsprechendem Programm zudem namhaften Referenten geladen werden im Kloster Steinfeld ausgerichtet. Über das jeweilige Programm entscheiden mehrheitlich die Vorstände der angeschlossenen Vereine. Die Festlegung der Finanzierung von Veranstaltungen wird gesondert geregelt.
Vereine die gleiche Interessen verfolgen können dem Steinfelder Kreis beitreten.
„Gesellschaft für Tierschutzgerechte Jagd und Hege“ vereint mit den „Hirschgerechten Jägern“
In großer Sorge wendet sich eine Minderheit an die Jägerschaft und Politik von der Ostsee bis zu den Alpen, sich auf die Tugenden des alten, bewährten Bundesjagdgesetzes zu besinnen. § 1
„Der Verpflichtung zur Hege, Sicherung der Lebensgrundlage des Wildes, sowie der Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit.“
Mit dem neuen Geist, der in die Forstwirtschaft und in die Jagd eingezogen ist, „Wald vor Wild“ (auch vor Moral?) sind den Wildtieren und einer anspruchsvollen Jagd die Rechtsanwälte abhanden gekommen. Für die allgemeine Jägerschaft hatte die Forstwirtschaft in der Vergangenheit eine Vorbildfunktion von den Waldbauprofessoren bis zum Revierförster.
Dieser Konsenz scheint gebrochen zu sein, seit dem das Wild nur noch als Störfaktor gesehen wird, dem man nicht mit Hege, sondern mit Jägerhundertschaften begegnet.
Wir haben die höchsten Schwarzwildbestände in Europa, zunehmende Rotwildkonzentrationen, zunehmende rotwildfreie Gebiete und zunehmende Wildschäden, womit die Ohnmacht von Jagdgesetzen und Jagdkonzepten zum Ausdruck kommt. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass dieser Zustand sich ändert.
Weil man sich erfolglos nur noch mit dem Schießen beschäftigt, gehört das gesamte Jagdwesen auf den Prüfstand.
Haymo Rethwisch, Gründer der Deutschen Wildtier Stiftung schrieb bereits vor zwanzig Jahren: “Jägerisches Handeln muss sich vorrangig an den Interessen der Wildtiere orientieren. Gehen wir diesen Weg nicht, wird die Jagd in der heutigen Form nicht erhalten bleiben. Die Gesellschaft wird ohne unser Zutun entscheiden, wie die Jagd von morgen aussehen soll.“
Zu diesem Zeitpunkt erinnert sich ein kleiner Kreis anspruchsvoller Jäger an den im Jahre 1949 von Persönlichkeiten des Jagdwesens gegründeten „Verein Hirschgerechter Jäger“, der zurück geht auf den im Jahre 1904 gegründeten “Verein Hirschgerechter Eifeljäger“, um den es in den letzten Jahrzehnten still geworden ist.
Sie wollten nicht in Konkurrenz gehen zu den großen jagdlichen Organisationen, waren doch Gründungsmitglieder bedeutende Jagdverbandspräsidenten, Großwaldbesitzer und Oberlandforstmeister.
Ziel der Organisation war in der Vergangenheit und heute, der Zusammenschluss von Freunden des Wildes, mit und ohne Jagdschein, Anstrengungen zu unternehmen für das Lebensrecht und die Lebensqualität der Wildtiere. Hierdurch unterscheidet sich der Jäger von tierischen Beutegreifen, in dem er die Belange des Wildes kennt und berücksichtigt.
Zu der wildtiergerechten Jagdausübung zählt die Förderung des Schweißhundewesens dem „Rote-Kreuz - Dienst am Wild“, die Mitarbeit und Unterstützung jagdwissenschaftlicher Forschung, sowie die Verhinderung von Forst- und Flurschäden durch entsprechende Reviergestaltung.
Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten für das Wild und den Jäger grundlegend verändert, was nicht nur von der Jägerschaft, sondern auch von einer zunehmend kritischen Gesellschaft beobachtet wird.
Hierzu schreibt Herr Prof. Dr. Dr. Swen Herzog in seinem Buch „Wildtier – Management“ : “Jagd wird in einer offenen Gesellschaft die durch ein zunehmendes Grundmisstrauen gekennzeichnet ist, nur eine Zukunft haben, wenn sie in vorbildlicher Weise die ethischen Anforderungen erfüllt und sich in der Öffentlichkeit entsprechend aktiv positioniert. Gelingt das nicht, ist abzusehen, dass noch innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahrzehnte das vom Wesen her absolut demokratische, in zahlreichen Revolutionen erkämpfte Jagdrecht, als Teil des Eigentumsrechtes verloren geht.“
Eine weitere jagdpolitische Ratlosigkeit wird erkennbar durch die Änderung der Landesjagdgesetze wie z.B. Rheinland Pfalz vom 27.06.2002. Hier wurde die Verwendung künstlicher Lichtquellen zur Reduktion überhöhter Schwarzwildbestände legalisiert.
Während die Schwarzwildbestände durch die Eintragung von Biomasse (Flächen deckende Kirrung) nicht reduziert, sondern weiter angestiegen sind, werden nun mehr, wegen Erfolglosigkeit Kriegsgeräte genehmigt, die bislang der Verbrechensbekämpfung vorbehalten waren, Nachtzielgeräte.
Durch die üblich gewordene Nachtjagd auf alles Schalenwild hat sich nicht nur ein Dammbruch im Jagdwesen vollzogen, sondern die Schäden, insbesondere im Wald, erhöhen sich, weil das Wild durch Tag- und Nachtverfolgung nicht mehr zur Ruhe kommt.
Wir glauben, die Zusammenhänge über den Regenwald zu kennen. Wir erteilen Ratschläge, wie die afrikanischen Länder mit ihren Elefantenbeständen umzugehen haben. Wir freuten uns in der Vergangenheit über Brigit Bardot, wenn sie in der Beringstraße den Robbenschlägern den Prügel abnimmt. Nur wie man dem in Bedrängnis geratenen Wild im eigenen Lande hilft, das wissen wir nicht.
Die Erkenntnis von Forstwissenschaft und Forstwirtschaft, Wildbestände so zu regulieren, dass keinerlei Waldschutzmaßnahmen gegen Verbiss und Schälen mehr notwendig sei, sind wie ein Kartenhaus zusammen gebrochen. Darüber hinaus bekommt die Forstwirtschaft ein gesellschaftliches Problem, gegen Wildtiere einen Krieg zu führen.
Der vielleicht größte Sündenfall der Forstpolitik vergangener Jahrzehnte war der Verkauf alter, historischer Forsthäuser, aus denen Förstergenerationen wald- und wildkenntnisreich hervor gingen, mit überschaubarer Reviergröße und tüchtiger Waldarbeitermannschaft, die jeden Käferbaum nicht älter als vier Wochen werden ließen.
Diese Försterpersönlichkeiten, Verfasser bedeutender Forst- und Jagdlehrbücher wurden rationell in Großrevieren durch Holztechniker ersetzt, die an Büro und Computer gebunden sind. Die Entwicklung mag für ein Industrieunternehmen nützlich sein, nicht jedoch für das Ökosystem Wald, das sich in die Abhängigkeit und dem Nützlichkeitsdenken von Holzmarkt und Havester- Erntemaschinen begibt.
Wir werden die Welt nicht verändern, aber wir trauen uns einen „Weckruf" zu, um Werte und Normen zu erhalten, weil Forstwirtschaft gegen das Wild nicht gelingen kann.
Der Verein „Hirschgerechter Jäger“, der sich ausschließlich auf das Rotwild beschränkte aber auch das Wild allgemein würde es verdienen, das Gedankengut aus der Vergessenheit zu lösen, in die Zukunft zu transportieren mit neuem Namen und zeitgerechten Inhalten.
„Gesellschaft für Tierschutzgerechte Jagd und Hege“
Vereint mit den „Hirschgerechten Jägern“
Nicht nur der Rothirsch, sondern das Wild insgesamt bedarf der Fürsorge und des „Rechtsschutzes“ einer ausgewählten Jägerschaft. Das, was zur Zeit in der Jagd gepflegt wird, Massenvermehrungen und Massentötungen von Schalenwild bis zur gegensätzlichen Entwicklung, den Ureinwohnern die Lebensansprüche zu verweigern, wird langfristig die Jagd nicht erhalten, weil die Waidgerechtigkeit so wenig verhandelbar ist, wie die zehn Gebote.
Jagd und Hege sind ein großes Geschenk, das sich nicht mit handwerklichem Pragmatismus und Technik ersetzen lässt.
Schriftsteller, Maler und Musiker wurden Jahrhunderte durch die Jagd inspiriert, wenn sie mit Achtung und Wertschätzung verbunden ist. Dabei ist nicht erforderlich, die Mehrheit hinter sich zu wissen. Niemals wird eine Mehrheit Vordenker sein. Denkanstöße und Richtung werden in der Regel von Minderheiten gegeben.
Der Aufruf ist ein „Probelauf“ um zu prüfen, gibt es noch einen „Markt“ für junge und alte Jäger, die sich dem Wild und anspruchsvoller Jagd verbunden fühlen, um zur Gründungsversammlung geladen zu werden, eine neue Seite aufzuschlagen im Umgang mit dem Wild und eine zukunftsorientierte Jagd.
Wer sich von den aufgezeigten Zielsetzungen angesprochen fühlt, die als Ergänzung zu dem Handeln der Jagdverbände zu sehen sind, wird gebeten, sich an Herrn Wildmeister Dieter Bertram oder Herrn Volker Seifert zu wenden.