Das „Ostsee-Papier“ der Deutschen Wildtier Stiftung (2014)

Von Volker Seifert

Das sogenannte "Ostsee-Papier" ist ein von der Deutschen Wildtier Stiftung im Jahr 2014 veröffentlichtes Dokument, das sich mit dem ethischen Umgang mit großen Wildtieren in Politik und Jagd auseinandersetzt. Es wurde im Anschluss an das 7. Rotwildsymposium der Stiftung in Warnemünde an der Ostsee erstellt und dient als Appell sowohl an die Jagdpraxis als auch an die Gesetzgebung, einen verantwortungsvollen und fairen Umgang mit großen Wildtieren zu gewährleisten.

Präambel des Ostsee-Papiers:

In der Präambel wird betont, dass das Leben und Wohlbefinden von Wildtieren tief in den Werten der Gesellschaft und den daraus resultierenden Gesetzen verankert sind. Der Mensch, als Nutzer der Natur, trägt die Verantwortung, bei seinen Entscheidungen stets das Wohl der Wildtiere zu berücksichtigen. Besondere Verantwortung liegt beim Gesetzgeber, der Rahmenbedingungen schafft, die die Belange der Wildtiere einbeziehen müssen. Es wird gefordert, alle Wildtiere gleich zu behandeln und keine Unterschiede in ihrer Wertigkeit zu machen.

Bildschirmfoto vom 2025 04 06 10 26 49Gedanken zur Jagdethik:

Das Papier hebt hervor, dass ethisches Handeln den menschlichen Jäger vom tierischen Beutegreifer unterscheidet. Dieses umfasst den Umgang mit Wildtieren, deren Regulation sowie das Zusammenwirken von Jägern und anderen Landnutzern. Ethisches Handeln in der Jagd ist Verpflichtung und Herausforderung zugleich und sollte von der Gesellschaft getragen werden. Wissen und Erfahrung sind Voraussetzungen für ethisches Handeln, weshalb die Förderung der wildbiologischen Forschung und deren Umsetzung in der jagdlichen Praxis essenziell sind. Ziel jagdethischen Handelns ist es, individuelles Tierleid zu minimieren und Wildtierpopulationen in freier Wildbahn zu erhalten.

Aufruf an die Jagdpraxis:

Das Ostsee-Papier richtet mehrere Appelle an die Jäger und ihre Organisationen:

  • Ständige Überprüfung und Verbesserung des jagdlichen Handelns im Hinblick auf ethische Grundsätze.
  • Gestaltung von Jagdrevieren, die es großen Wildtieren ermöglichen, artgerecht zu leben.
  • Strikter Schutz von Muttertieren, insbesondere während der Aufzuchtphase.​
  • Verpflichtung zur Nachsuche bei verletztem Wild, unabhängig von Art und Jagdmethode.
  • Förderung und Professionalisierung des Jagdhundewesens.
  • Kooperation mit anderen Landnutzern, um der großräumigen Lebensweise der Wildtiere gerecht zu werden.
  • Vermeidung von Überhege und unsachgemäßer Fütterung, die zu ökologischen Ungleichgewichten führen können​
  • Nutzung moderner Medien zur Vermittlung von Wissen und richtigem Handeln.
  • Identifikation und Förderung von Vorbildern für verantwortungsvolles Jagen.

Forderungen an die Gesetzgebung:

An die Politik und den Gesetzgeber werden folgende Forderungen gestellt:

  • Überwindung interessengeleiteter Entscheidungsprozesse und Ausrichtung der Jagdpolitik an den Bedürfnissen der Wildtiere.
  • Beendigung der rechtlichen und ethischen Ungleichbehandlung von Wildtieren.
  • Gewährleistung von Wanderbewegungen und freier Lebensraumwahl für alle Wildtiere.
  • Berücksichtigung artgerechter Fütterung von Rotwild im Winter als Ersatz für fehlende natürliche Lebensräume.
  • Gesetzliche Verankerung der Pflicht zur Anschusskontrolle und Nachsuche mit bestätigten Nachsuchengespannen.
  • Schaffung von Infrastrukturen zur ständigen Weiterqualifizierung von Jägern.
  • Priorisierung eines ethischen Umgangs mit großen Wildtieren über wirtschaftliche Ziele.

Das Ostsee-Papier dient somit als umfassender Leitfaden für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit großen Wildtieren und betont die gemeinsame Verantwortung von Jagdpraxis und Gesetzgebung.

Das "Ostsee-Papier" können Sie hier als pdf downloaden.